Neoliberal: der falsche Weg

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Der Weg zur Prosperität ist nicht neoliberal. „Der Falsche Weg“ – so kanzelt Stephan Schulmeister der Neoliberalismus ab und in seinem Buch „Der Weg zur Prosperität“ lässt er kein gutes Haar an ihm.

Neoliberal: Der falsche Weg in den Augen des Stephan Schulmeister

Stephan Schulmeister hat einen ganz persönlichen Feind und das nicht erst seit gestern. Seine besondere Zuneigung gilt dem Neoliberalismus, dem er keine Ruhe gönnen kann. „Der Falsche Weg“ klingt zwischen allen seinen Zeilen an, die er der Wortschöpfung Alexander Rüstows entgegenschleudert. Stephan Schulmeister lässt keine Gelegenheit verstreichen, gegen „neoliberal“ und alle seine Auswüchse Front zu machen. In den Sack, auf den er knüppelt, packt er vieles, bis hin zu den entfesselten Finanzmärkten und der Griechenlandpolitik der Europäischen Union. Man darf gewiss sein, dass er den Umgang der Europäischen Union mit dem derzeitigen Unvermögen der italienischen Regierung, ihren Haushalt in den Griff zu bekommen, mit hineinpacken würde.

Abkehr von der Marktreligiosität: und der falsche Weg findet ein Ende

Der Sohn des Journalisten Otto Schulmeister war vierzig Jahre lang am WIFO, dem österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitut in Wien tätig. Dort beschäftigte er sich unter anderem mit Industrieökonomie, Außenwirtschaft, internationalen Wirtschaftsbeziehungen, Finanzmärkten und Unternehmensstrategien.

Seine Lebensmotto „neoliberal: der falsche Weg“ manifestiert Schulmeister jetzt im Alter von nunmehr einundsiebzig Jahren in seinem Buch „Der Weg zur Prosperität“. Schulmeister widmet sein Buch „den Neoliberalen in allen Parteien, in den Medien und in der Wissenschaft“. Der Gastprofessor bzw. Visiting Scholar der New York University und der University of New Hampshire hat dabei viel zu sagen. Auf 380 Seiten führt der österreichische Ökonom seinen Standpunkt aus, ergänzt dies noch durch 100 Seiten Erläuterungen.

Ein Buch als die Quintessenz der SYRIZA? Wider den falschen Weg!

Schulmeisters dezidierte Kritik am Neoliberalismus ist nicht neu. Auch seine Forderung nach Alternativvorschlägen wie einem gesamteuropäischen New Deal ist bekannt. Es muss die Zeit gewesen sein, da er gemeinsam mit 300 Intellektuellen eine Unterstützung der sozialistischen SYRIZA-Bewegung „im Kampf gegen die falsche Wirtschaftspolitik Europas“ unterzeichnete, während der er sein Buch verfasste. Sicher haben viele der Gedanken, mit denen er diese Zeit ( um 2015 ) durchlebte, Eingang in sein Buch gefunden. Das ist deutlich zu spüren.

Viele bezeichnen sein Buch als Wutausbruch. Doch diese Wahrnehmung würde zu kurz greifen. Schulmeisters Werk sollte vielmehr als eine Kreuzung aus Lehrbuch und Anklageschrift verstanden werden. Schulmeister hat den Anspruch, seine Positionen auch den sogenannten Laien zu eröffnen. So sind die ersten Kapitel seines Werks zu deuten. Hier führt er die Grundlagen aus, auf denen seine Theorien fußen. Hier zelebriert er in kurzen Abhandlungen die neoklassischen Wirtschaftstheorien. Dabei schlägt er den Bogen von der Geschichte zur Gegenwart, der von Adam Smith zur Wirtschaftspolitik der Europäischen Union und ihrer Mitgliedsstaaten führt.

Das Buch des Stephan Schulmeister: Vorwürfe an neoliberale Eliten auf dem falschen Weg

Wer sich schon länger mit Stephan Schulmeister befasst, der wird in seinem jüngsten Werk viel Bekanntes wiederfinden. Neoliberal als die größte Gegenaufklärung der Geschichte ist der falsche Weg, der letztlich zu Arbeitslosigkeit, prekärer Beschäftigung, sozialer Unsicherheit und Armut führt. Seine Vorwürfe gelten all jenen Eliten, die ihr eigenes ökonomisches Denken abgeschottet von jeglichen empirischen Analysen ablaufen lassen. Schulmeister prangert letztlich auch die Unmenschlichkeit an, die ohne jegliche ethische und moralische Werte das Denken der Eliten bestimmt. Der Zorn des ökonomen Schumeister gilt Luftschlössern und realitätsfremden Entscheidungssystemen.

Ein Teufelskreis als ewiger Nährboden und Strudel des Neoliberalismus

Sein größter Vorwurf jedoch gilt seinen Kollegen, denen er egoistisches und opportunistisches Mainstreambeten zuschreibt. Das freie Denken wird dem Platzieren wissenschaftlicher Artikel zur Förderung der eigenen Karriere geopfert. Der Preis sei hoch und in den Pamphleten der Kollegen sieht er nur das selbstherrliche Wiederkäuen der geltenden Mainstreammeinung. Ein Nährboden, ein Strudel, ein Teufelskreis, der „neoliberal“ am Leben erhält.

Der falsche Weg wird so wieder und wieder beschritten mit dem einzigen Zweck, der eigenen Eitelkeit zu dienen. So huldigen seine Kollegen immer wieder dem Götzen Marktreligiosität. Geopfert wird diesem Götzen nach Schulmeister auch der einzige Ausweg aus dem Dilemma, die anstehende Erneuerung des europäischen Sozialmodells und die Überwindung des Finanzkapitalismus.

Das Buch:

Stephan Schulmeister: „Der Weg zur Prosperität“
Ecowin Verlag
Salzburg/Wien 2018
480 Seiten
28,– €


Bildnachweis: © shutterstock – Titelbild M-SUR

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